Burgen rund um die Teck

Dem Adel vorbehalten

Die Burgen rund um Owen, besser: rund um die Teck, entstanden alle zwischen dem 11. und 14. Jahrhundert als Adelsburgen und, von wenigen Ausnahmen abgesehen, in Steinbauweise.

Im 11. Jahrhundert begann der politisch und gesellschaftlich aufgewertete Adel, sich befestigte Wohn- und Verwaltungssitze zu errichten. Die Befestigungsbauten wandelten sich nun grundlegend. Die einzige vor der Mitte des 11. Jahrhunderts im Kirchheimer Raum von Berthold I. von Zähringen erbaute Adelsburg war die Limburg. Nach 1050 entstand die Burg Sperberseck (1090), 1120 der Hohenneuffen.


Bild links: BURG SPERBERSECK, Feldseite der Schildmauer. © Dr. Hans-Peter Hils. Bild rechts: Rekonstruktionsversuch von Chr. Stauss.

Die Erbauer, die zuvor lediglich mit ihren Vornamen in Erscheinung getreten waren, nannten sich jetzt nach ihren Burgen, wie Burkhard und Wezel von Zollern (1061), die Grafen Burkhard und Eberhard von Nellenburg (1063 und 1065) oder Graf Liutold von Achalm (1075).

Anhand dieser beispielhaft genannten Burgengründer wird deutlich, dass im 11. Jahrhundert ausschließlich der Hochadel Burgen baute. Burgenbau war Königsrecht, konnte aber nach überliefertem (nicht nach geschriebenem) Recht auch von den Stammesherzögen ausgeübt werden. Ende des 11. Jahrhunderts war es den Königen nicht mehr möglich, den Burgenbau des Adels zu kontrollieren oder zu untersagen. Vor dem Bau der Burgen wohnte der Adel in Herrenhäusern bei oder in den Dörfern. Diese Herrenhäuser waren nur wenig bis überhaupt nicht befestigt.

Das Aussehen dieser Anlagen ist so gut wie unbekannt, auch deshalb, weil sie meist nicht aus Stein erbaut waren und allmählich in den wachsenden Dörfern untergingen. Durch den Besitz einer Burg begann sich der Adel vom einfachen Volk abzuheben.


BURG TECK, Sitz de Herzöge von Teck. © Dr. Hans-Peter Hils

Die Burgen des Hochadels wurden alle auf freistehenden Bergen errichtet (Hohenstaufen, Limburg, Achalm, später auch die Teck). Bereits aus großer Ferne wirkten sie beeindruckend, sichtbarer Ausdruck des Herrschafts- und Machtanspruchs.

In ihren Burgen waren die Fürsten unabhängiger von der Königsgewalt und nur mit großer Heeresmacht und Belagerungsmaschinen angreifbar. Das wird im Investiturstreit (1077-78) deutlich, nachdem König Heinrich IV. Weilheim fast vollständig zerstört hatte, unternahm er nichts gegen die benachbarte Limburg, zerstörte aber die Besitzungen des Zähringers Berthold I. in der Umgebung. Es kann vermutet werden, dass Heinrich für eine Belagerung der Limburg nicht nur die Zeit, sondern auch die technischen Möglichkeiten fehlten.

Im 12. Jahrhundert begann auch der niedere Adel, „Ministeriale“ der Fürsten und Grafen, Burgen zu errichten, wie Burg Hahnenkamm. Wohl nach Aufforderung ihrer Herren, die ihr Herrschaftsgebiet durch ein System von Burgen sichern wollten.

Ende des 11. und zu Beginn des 12. Jahrhunderts kam es im Burgenbau zu verschiedenen technischen Neuerungen, die aus Italien übernommen wurden und sich schnell durchsetzten. Die Burgen verfügten nun über Türme und Zinnen auf den Umfassungsmauern. Bei den Türmen handelte es sich nicht um die zum großen Teil heute noch vorhandenen Bergfriede, sondern um Wohntürme. Die Mauerstärke dieser Türme erreichte lediglich etwa die Hälfte der späteren Bergfriede.

Wohntürme des Adels gab es auch in den Städten. In Esslingen ist in der Stadtmitte ein mittelalterlicher Wohnturm erhalten, der aber nicht auf den ersten Blick als solcher erkennbar ist.


Bild links: Burgfelsen der BURG BALDECK, 1. Hälfte 13. Jh.; 1256 von Markgraf Rudolf von Tübingen belagert und vermutlich zerstört. © Dr. Hans-Peter Hils
Bild rechts: Wie man sich Burg Baldeck vorzustellen hat, zeigt der Versuch einer Rekonstruktion zum Hinteren Wielandstein, Mitte 13. Jahrhundert, von Chr. Stauss

Da der Hochadel schon im 11. Jahrhundert alle freistehenden Berge bebaut hatte, musste sich der niedere Adel geeignete Standorte in seinem Bereich suchen. So entstanden Felsennester wie der Alte und der Hintere Wielandstein. Zu diesem Burgentyp gehören Burg Baldeck im Ermstal und Burg Untergreifenstein. Bei solchen Anlagen wurden Mauern und Burggebäude geschickt in die vorhandenen Felsen eingefügt. Nachweislich befand sich auf dem Felsgipfel über dem Hinteren Wielandstein ein kleines Gebäude, errichtet in Steinbauweise.

Eine Burgenvariation sind Burgen ohne Türme. Im Bereich Kirchheim gehört Sperberseck zu diesem Burgentyp, der durch eine starke Schildmauer geschützt wurde. Obwohl diese Burg bereits 1090 genannt wird, entstand die Schildmauer erst um 1200, etwa zeitgleich mit der Schildmauer der Diepoldsburg und der Schildmauer des Hohenneuffen. Letztere ist noch vorhanden und sichtbar, aber in die später erbauten Teile der Festung integriert.

Eine noch weitgehend intakte Schildmauer mit imposanten Buckelquadern besitzt die Burg Hohenwittlingen bei Bad Urach. Diese Schildmauer entstand ebenfalls um 1200.


BURG HOHENWITTLINGEN, Schildmauer. Die beeindruckende Breite der Mauerkrone legt den Schluss nahe, dass auf ihr ein Fachwerkaufsatz zu Wohnzwecken oder als Kampfplattform bestand. © Dr. Hans-Peter Hils

Um 1200 kamen frei in den Burgen stehende Bergfriede auf, mit starkem „staufischen“ Buckelquadermauerwerk. Dazu gehört Burg Reussenstein, die einen Bergfried aus gut gearbeiteten Quadern mit einem schildmauerartigen Pallasgebäude verbindet.

Auch der Stadtadel errichtete Burgen, ebenfalls mit Bergfrieden, die frei in der Anlage standen. Die Außenmauern dieser Stadtburgen sind meist in die Stadtmauern einbezogen und stehen an den besonders gefährdeten Stellen. Grundmauern einer solchen Burg sind noch in Marbach am Neckar zu sehen.

KLEINES BURGENLEXIKON

Ansitz: Leicht befestigter Adelswohnsitz, auch festes Haus genannt.

Bergfried/Bergfrit: Hauptturm einer Burg. Bauweise: massiv in verschiedenen Formen – rund oder mehreckig. Als höchster Turm der Burg wurde er fast immer an der gefährdetsten Seite der Burg gebaut. Er diente den Burgbewohnern als letzte Zuflucht, wenn der Feind bereits in die Burg eingedrungen war. Der unterste Schacht wurde oft als Verlies genutzt, die oberen Geschosse boten jedoch Lager- und nur bedingt Wohnraum. Der Begriff Bergfried tritt erstmals um 1836 auf.

Burgstall:
1. Bezeichnung für eine kleine Burg.
2. Vorwiegende Bezeichnung für eine abgegangene Burg, einen ehemaligen Burgplatz ohne Mauerreste, der nur noch an Geländeunebenheiten als solcher kenntlich ist. Im Allgemeinen auch als „abgegangene Burg“ bezeichnet.


Bild links: Rekonstruierte Tormauer der BURG HOFEN, 1478 vermutlich aufgegeben. – Bild rechts: BURG OBERGREIFENSTEIN, zerstört 1311 im Reichskrieg gegen Graf Eberhard I. von Württemberg. © Dr. Hans-Peter Hils

Fliehburg/Fluchtburg: Mit Wallanlagen gesicherter Aufenthaltsort zum vorübergehenden Schutz von Menschen und Tieren in Not-/Kriegszeiten.

Graben: Halsgraben, Abschnittsgraben, Ringgraben. Erdaushub oder Aussprengung vor Wällen, Mauern oder Türmen einer Wehranlage, als zusätzliches Hindernis für den Angreifer. Der Halsgraben trennt die Burg vom Vorgelände, der Abschnittsgraben teilt den Burgplatz in Verteidigungsabsschnitte, der Ringgraben umschließt die gesamte Wehranlage.

Hauptburg/Kernburg/Obere Burg: Innerer Bereich der Burganlage mit den herrschaftlichen Wohnbauten und dem Bergfried als letzte Zuflucht. Eingesäumt durch eine Ringmauer und nur durch die innere Toranlage zugänglich.

Marstall: (Althochdeutsch: Marhastall) bestehend aus Marha = Mähre und Stall. Gebäude für Unterbringung von Pferden, Geschirr und Kutschen.

Palas: Hauptwohngebäude der Burg, meist unterkellert und zwei- bis mehrgeschossig mit Dürnitz im Erdgeschoss, dem Saal und den Wohnräumen im Obergeschoss. Die Dürnitz – auch Türnitz, Dirnitz – ist ein großer beheizbarer Raum im Erd- oder Untergeschoss des Hauptgebäudes einer Burg. Eine solcher findet sich in der Uracher Wasserburg.

Kemenate: Beheizbarer Wohnraum, zunächst durch einen Kamin, später auch durch Öfen. Oft werden damit auch die Frauengemächer einer Burg bezeichnet.

Raubritter: Verarmter Ritter, der seinen Lebensunterhalt aus Beraubung von Reisenden und Warentransporten bestritt.

Schleifung/schleifen: Restlose Beseitigung einer Burg oder Befestigung aufgrund eines Urteils oder der Niederlage es Burgherrn durch Abtragen, Niederbrennen, Abreißen oder Sprengen.


Abgegangene BURG BOL bei Dettingen. Blick in den ringförmigen Graben mit vorgelagerterm Wall (Bild rechts). Die Burgstelle ist, wie auch die Burgstellen TIEFENBACH und MANSBERG, nur noch am Graben- und Wallsystemen sowie Oberflächenfunden von Keramik identifizierbar (Bild links). © Dr. Hans-Peter Hils

Spornburg: Burganlage auf einer Bergnase oder einem Bergsporn.

Tiefburg/Niederungsburg: Auf ebenem Gelände errichtete Burg. Gegenteil der Höhenburg, andere Bezeichnung für eine Wasserburg.

Trotzburg/Trutzburg/Gegenburg: Burganlage, erbaut gegen eine andere Burg, oft im Zusammenhang mit einer Belagerung.

Turmburg: Burg, die nur aus einem Wehr- oder Wohnturm in einem Mauerring besteht.

Vorburg: Areal hinter der äußeren Wehrlinie vor der Kernburg, meist tiefer als der innere Burghof gelegen. Auf der Vorburg stehen meist die Wirtschaftsgebäude und Ställe, oft befindet sich dort die Pferdeschwemme. Im Kriegsfall diente die Vorburg auch zur Aufnahme der Landbevölkerung und der Viehherden.

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