Das Landesamt für Geoinformation und Landentwicklung in Baden-Württemberg (LGL) half bei der Suche nach einer Erklärung für die doppelte Schreibweise in manchen alten Karten. Der im Header gezeigte Kartenausschnitt – er wird auch im ➤ Geschichtshaus im Aufsteller „Wie das Owener Säubad zu seinen Namen kam“ präsentiert – stammt aus der Topographischen Karte 1.25 000 (TK25), Bl. 7422, vermutlich Ausgabe 1955.
„Seit 2009 und der Umstellung der Kartenherstellung auf automatisierte Ableitungsprozesse aus Datenbanken mit der amtlichen Topographie werden solche Namenszusätze nicht mehr geführt und können somit nicht mehr in Landkarten dargestellt werden. Leider können wir nicht nachvollziehen, wann, wie und woher die Namensgebung Auen/Owen in Karten entstanden ist. Im Erstdruck der Flurkarte (19. Jahrhundert) ist bereits nur noch Owen genannt.“ (Mitteilung LGL vom 17.02.2021)
Der Name der Stadt Owen ist eine lautsprachliche Herausforderung. Ortsfremden gelingt sie nicht immer auf Anhieb. Und deshalb gibt es den Kalauer von den schlauen Owenern, die richtig „Auen“ sagen.
Ein Kalauer ist auch nicht wirklich witzig, deshalb heißt er auch „Flachwitz“. Er spielt mit der Sprache, mit der Lautmalerei von Wörtern und mit Bedeutungen. Wie dieser selbstreferentielle Kalauer: Ein Kalauer ist ein Kalauer, weil hinter dem „K“ das „A“ lauert.“
Zur Sache: Der Name der Stadt kommt vom mittelhochdeutschen Wort owe und bedeutet eine feuchte Fluss- oder Bachniederung, die von wechselndem Hoch- und Niedrigwasser geprägt wird. Für den Ursprung von Owen, die heutige Unterstadt, trifft genau dies zu.
Die Verschiebung vom Laut „O“ zum Laut „A“ zeichnet sich in der Schriftsprache zum Beispiel in Gadners Forstkarte (1589?) ab. Dort ist Owen als „Awen“ eingezeichnet.

Versuchen wir also, Gadners Forstkarte folgend, dem Geheimnis der richtigen Aussprache von Owen auf die Spur zu kommen. Wir versuchen, das „O“ mit einem weiter als gewohnt geöffneten Mund zu sprechen und stellen erstaunt fest, dass daraus leicht ein „A“ werden kann. Vor allem dann, wenn wir gleich ein „U“ dahinter sagen wollen. Das hat auch damit zu tun, dass die Aussprache des Lautes „A“ weniger anstrengend ist als die des Lautes „O“. Die Verwandlung von Owen in Auen hat auch mit Sprechfaulheit zu tun; ernsthafter formuliert nennt man das Sprachökonomie. Ein Versuch nach Gadners Vorlage könnte so ausgehen:

Das Ergebnis kann kaum überraschen. Und doch weist es einen Weg aus der Misere. Die Krux ist das „W“. Dieses entstand im Mittelalter aus der Verdoppelung von „V“ und dieses wurde schon seit der Antike für „U“ geschrieben. Gewissermaßen ein Doppel-„U“. Auch hierfür hat die Sprachwissenschaft einen Namen: „unsilbisches [u]“.
Das wär´s dann also. Zum Abschluss noch eine kleine Anleitung, wie die Stadt Owen richtig ausgesprochen wird:
2. Nach einigen Versuchen merkt man, dass es für die Mundmuskulatur doch recht anstrengend ist, „O“ und „U“ zusammen auszusprechen. Man gleitet in der Aussprache unmerklich in ein „AU“.
