Urkunde aus dem Jahr 1261

Aus der Geschichte der Zähringerstadt Owen
Urkundliche Erstnennung Owens in einer Urkunde
ausgestellt auf Burg Teck am Nikolaustag des Jahres 1261
Urkunde mit der Erstnennung Owens 1261

Lagerort der Urkunde: Generallandesarchiv Karlsruhe, Bestand Salemer Urkunden 4. Signatur: 4 Nr. 7053 [Eigentum: Haus Baden]. Druck: Codex diplomaticus Salemitanus [CDS], Bd. 1, hg. v. F. v. Weech, Karlsruhe 1883, S. 401.

Die Abbildung zeigt eine Vergrößerung. Die Maße der Urkunde betragen 16 cm in der Breite und 7 cm in der Höhe (gemessen am Ansatz des Siegelbandes). Das Siegel hat einen Durchmesser von 7 cm. – Die Nennung Owens findet sich in der ersten Zeile am Zeilenende als „Ber(tholdus) dictus vbolRather de Owen“, die Datierung am Zeilenende in der siebten und der achten Zeile mit „anno dni M°.CC°.Lxi° in die Nicolai“. Mit einem Pergamentstreifen angehängtes rundes Wachssigel mit gewecktem Dreiecksschild, Umschrift: SIGILLVM : LVDVVICI : DVCIS : DE : TECKE.

Zeilengetreue Transkription des Urkundentextes

Noverint universi tam presentes quam posteri, quod ego Ber[tholdus] dic[tus] vbolRather de Owen
quondam indaginem sitam apud Kunigen in mensura V iugerum libere vendidi
religiosis monachis de salem pro iii libris hallensium, ut inperpetuuum ad monasterium ipsorum
debeat legitime pertinere. Ego quidem idem nemus venditum teneor pueris fratris mei Fr(iderici)
bone memorie pro tanta summa denariorum in conparatione aliorum bonorum reconpensare. Ut autem
firmum et ratum permaneat, sigillum domini nostri Lud(ovici) ducis de Tecke presenti ce-
dule duximus in testimonium gestorum appendendum. Acta sunt hec anno domini M°.CC°.LXI°
in die Nicolai. Datum apud Tecke.

Darum geht es in der Urkunde

„1261. Decemb. 6. Teck. Berthold Uebelritter von Owen verkauft an das Kloster Salem ein Wäldchen bei Köngen“, so lautet die sehr knappe Regeste zur Urkunde bei Weech [CDS]. Warum Berthold das Wäldchen um 3 Pfund Heller verkauft, verrät die Urkunde nicht. Wohl aber, dass er dafür die Kinder seines verstorbenen Bruders Friedrich mit anderen Gütern entschädigen muss, deren Wert dem des verkauften Wäldchens entspricht. Die Kinder des verstorbenen Friedrich waren demnach noch unmündig und Berthold ihr Vormund.

Warum aber bezeichnet sich Berthold selbst als „Übelritter“? Ist das Selbstironie? Zunächst einmal ist bei einem genauen Blick auf die Urkunde selbst zu sehen, dass die Lesart „Berthold, Übelritter von Owen“, durch den Lautstand der Urkunde nicht gedeckt ist. In der Urkunde steht: ego Ber[tholdus] dic[tus] vbolRather de Owen, also „ich, Berthold von Owen, den man den ‚Übelrather‘ nennt“. Im CDS lautet die Transkription ego Ber. dictus Vbelrither de Owen, also „ich, Berthold von Owen, den man den Übelritter nennt“.

Berthold nennt sich also nicht selbst so, er wird von anderen so genannt. Die folgende Seite 2 beschäftigt sich mit diesem Ansatz und geht auf die sprachwissenschaftliche Problematik der Lesung „Übelritter“ bei F. v. Weech ein. Seite 3 bietet in einer animierten Interlineartranskription den vollständigen Urkundentext.


Bildnachweis, Headerbild: Württembergische Landesbibliothek, HB XV 5, fol. 37r. Nikolaus Ochsenbach, Ansichten württembergischer Burgen und Schlösser, nach 1620, Ausschnitt.
Bildnachweis Urkunde: Generallandesarchiv Karlsruhe, 4 Nr. 7053 [Eigentum: Haus Baden].