Weg- und Straßennamen in Owen

Owener Weg- und Straßennamen
Zurück zur Seite 1 Der Wölfflinweg Der Rooschüzweg Der Zimmermannweg Der Mörikeweg
Der Zimmermannweg
Mit dem Zimmermannweg ehrt Owen den Theologen Dr. Balthasar Friedrich Wilhelm Zimmermann. Er war auch Dichter und Historiker, Abgeordneter der Frankfurter Nationalversammlung, Mitglied der verfassunggebenden württembergischen Landesversammlung sowie des württembergischen Landtags und wirkte in seinen letzten Lebensjahren als Pfarrer in Owen.

Der Zimmermannweg zweigt in der Unteren Braike nach Süden von der Wölfflinstraße ab und erstreckt sich in nord-südlicher Richtung, dabei endet er in der Geraden nach wenigen Metern und stellt nach Osten abzweigend eine Verbindung zur Neuen Straße her.

Wilhelm Zimmermann wurde am 2. Januar 1807 in Stuttgart in kleinbürgerlichen Verhältnissen geboren. Sein Vater war Weingärtner und später Küchenbediensteter am württembergischen Hof in Stuttgart. Aufgrund seiner Begabung konnte er trotz der Armut seiner Eltern wie sein Freund Eduard Mörike das Gymnasium Illustre (das heutige Eberhard-Ludwigs-Gymnasium) in Stuttgart besuchen, kam 1821 in das Evangelische Seminar Blaubeuren und trat 1825 in das Evangelische Stift Tübingen ein. 1829 machte er sein Examen und promovierte im folgenden Jahr. 1832 erwarb er den Doktor der Philosophie. Das Thema seiner in lateinischer Sprache verfassten Dissertation lautete: De litteris Romanorum, quantum a Graecis accerperint, quantum sui simile habuerint, quantumque ipsi profecerint in illis (Über römische Literatur, wie vieles ist von den Griechen übernommen, wie vieles ist ähnlich und wie vieles ist selbst bewirkt in jener).

Er blieb Privatgelehrter bis 1840, übernahm mit 33 Jahren eine Pfarrstelle in Dettingen an der Erms, eine weitere folgte in Hülben. 1847 auf den Lehrstuhl für deutsche Sprache, Literatur und Geschichte an der Polytechnischen Schule in Stuttgart berufen, war er eine Idealbesetzung. Aus politischer Sicht gab es jedoch Probleme.

Zimmermann, hoch gebildet und selbstbewusst, agierte oft undiplomatisch. Er hatte sich vom freiheitlich-revolutionären Geist des Vormärz anstecken lassen und vertrat im Revolutionsjahr 1848 als Abgeordneter die Städte Schwäbisch-Hall und Crailsheim in der Frankfurter Nationalversammlung. Nach der Auflösung des Paulskirchenparlaments kehrte er nach Stuttgart zurück und geriet mit seinem Fortschrittsgeist und seinen revolutionären Ideen in Konflikt mit seinen Vorgesetzten. 1851 wurde er aus dem Staatsdienst entlassen. In den folgenden Jahren wirkte er als Pfarrer in Leonbronn und Schnaitheim, ab 1872 schließlich in Owen.

Das Bild auf der rechten Seite – eine Lithographie von Fritz Hickmann (1820-1900) nach Carl Hermann Biow (1803-1850) – zeigt Zimmermann als knapp 40-jährigen Abgeordneten der ersten deutschen Nationalversammlung in der Paulskirche in Frankfurt 1848/49. Biow wurde zu Lebzeiten durch seine Porträtfotografien von Politikern, Prominenten und wohlhabenden Bürgern, unter anderem Franz Liszt, Alexander von Humboldt, Karl August Varnhagen von Ense und Friedrich Wilhelm IV. bekannt; seine Parlamentarierporträts der ersten deutschen Nationalversammlung in der Paulskirche in Frankfurt 1848/49 sind legendär.

Zimmermann war nicht nur Pfarrer und Politiker, er war auch Literat und Historiker. Seine Allgemeine Geschichte des großen Bauernkrieges in drei Bänden beruht auf einem umfassenden Quellenstudium und ist noch immer aktuell. Daneben befasste er sich auch mit theologischen, kirchengeschichtlichen und literarischen Themen, gab mit Mörike schon 1836 das Jahrbuch schwäbischer Dichter und Novellen heraus und schrieb Gedichte, Theaterstücke und Novellen. Seine historischen Studien und seine literarische Arbeit stelle er unter den Wahlspruch: »Wer der Geschichte sich weiht, dem muß es um die Wahrheit zu tun sein und das Wohl der Menschheit, nicht um Gunst. Es ist schön, der Gegenwart zu gefallen: besser aber ist es der Zukunft zu genügen.« (Zitat: Allgemeine Geschichte des großen Bauernkrieges, S. 7)

Dr. Balthasar Friedrich Wilhelm Zimmermann verstarb am 22. September 1878 in Mergentheim. Seine letzte Ruhestätte fand er in Owen zusammen mit seiner Frau Louise Zimmermann, geb. Dizinger. Die schmucklose Grabstelle liegt im Winkel zwischen dem westlichen Strebepfeiler auf der Nordseite der Marienkirche. Eine Gedenktafel, die darüber angebracht ist, erinnert an einen Mann, dessen Wirken und Werk die Ereignisse und politischen Kämpfe des 19. Jahrhunderts widerspiegelt – insbesondere seine freiheitliche Auffassung als Befürworter einer „deutschen Bundesrepublik“ schon 1848. (Zitat: Widipedia)

Ob auch Welle um Welle sich bricht und zerstäubt,
der Strom geht vorwärts.
Dr. Wilh. Zimmmermann – Louise Zimmermann
Geschichtschreiber Stadtpfarrer in Owen – geb. Dizinger
+ Mergentheim 22.Sept. 1878                + Ulm 13. Juni 1879
2.Cor. 5, 17
Auch da wo ihr jetzt seid gehorchen Euch Eure Kinder

Der Wikipedia-Artikel über Zimmermann bietet zahlreiche Links zu seinen teils digitalisierten Werken und Literatur über ihn selbst: Wilhelm Zimmermannw (Theologe). – (Quelle: Württembergische Kirchengeschichte Online)