Wielandstein

Die Vierteilige: Burg Wielandstein
Vier Wielandsteine …
… und eine zweifelhafte Gründungslegende

Die Burgengruppe, die aus den Ruinen des Vorderen Wielandsteins, des Alt-Wielandsteins, des Mittleren, Zwischen-und Hinteren Wielandsteins besteht, befindet sich auf einem 350 m langen, kammartigen und gegenüber der Albhochfläche etwas abgesenkten Felsgrat über dem Tobeltal bei Oberlenningen. Die in einer Linie von West nach Ost hintereinander liegenden, jeweils eigenständigen Burganlagen sind eine Besonderheit unter den befestigten Adelssitzen der Schwäbischen Alb.

Das Kunstinventar von 1924 notiert dazu: Die außerordentlich gestreckte Bergzunge zerfällt in ein System von fünf Hauptabschnitten. […] Es unterliegt keinem Zweifel, daß alle drei Burgteile eine gemeinsame, wenn auch locker zusammenhängende Befestigungsgruppe darstellten. Eine Zusammenfassung derselben durch gemeinsamen Mauergürtel ist nicht anzunehmen. Dagegen konnten der östliche und westliche Burgteil unabhängig nebeneinander bestehen. Der Widerspruch in dieser Feststellung ist nur ein scheinbarer. Die beiden Grafiken zeigen, dass die fünf Hauptabschnitte von mächtigen Massiven und Felsturmen geprägt sind, die drei erkennbaren Burgabschnitte sind der Vordere, der Mittlere und der Hintere Wielandstein.

Die Abbildung ist eine um Beischriften ergänzte, in den Maßen veränderte Komposition, die sich im Kunstinventar von 1924 über zwei Seiten erstreckt, S. 146-147.

Das umfangreiche Fundgut aus den Schutthängen erlaubt eine Periodisierung der Bestandszeiten für die Teilburgen. So lassen die Keramikfunde mit den Warenarten ältere gelbtonige Drehscheibenware und frühe Teckware für die Burgen Alt-Wielandstein und Hinterer Wielandstein auf eine Entstehung für die Zeit um 1100 schließen. Denn bereits 1087 ist durch Schenkungen an das Kloster Reichenbach ein „Wieland der Ältere mit seinem Sohn Burkhardt“ zusammen mit weiteren Familienangehörigen belegt. Es darf jedoch bezweifelt werden, ob „Wieland der Ältere“ tatsächlich der Erbauer der ersten Burg auf dem Wielandstein war.

Auf Basis des keramischen Fundgutes und der von Christoph Bizer entwickelten Stratigraphie des Fundgutes kann als gesichert angenommen werden:
Um 1150 bestehen der Alt- und Hintere Wielandstein.
Um 1250 bestehen der Vordere, der Mittlere und der Hintere Wielandstein.
Um 1350 bestehen noch der Mittlere und der Hintere Wielandstein.
Um 1450 besteht nur noch der Hintere Wielandstein.

Vier Burgen auf dem Wielandstein …
… und eine Hochwarte
Alt-Wielandstein

Der Alt-Wielandstein, von der Burgenforschung lange Zeit übersehen, zwischen dem Vorderen und dem Mittleren Wielandstein auf einer nach Westen geneigten Erhebung gelegen, war eine kleine Burg, die wahrscheinlich durch eine massive Umfassungsmauer befestigt war. Reste dieser Mauer in Form sorgfältig behauener Kleinquader aus dem Hangschutt, Mörtelstücke und zwei verflachte Abschnitssgräben (5. und 6. Graben Abbildung oben, A und B in der Skizze von Günter Schmitt (1991), wie Anm. 1; C = 7. Graben beim Vorderen Wielandstein) stützen diese Annahme. Die von den Erbauern eingeebnete Burgfläche weist nordseitig am westlichen Rand eine Mulde und geringe Reste von Kernmauerwerk auf. Schiefer- und Dachziegelstücke sind Reste nicht nachweisbarer Wohn- und Wirtschaftsgebäude.

Das umfangreichen Fundgut macht eine Burggründung um 1100 oder wenig danach warscheinlich. Es finden sich darin Hufnägel, Hufeisen, Pfeilspitzen, Steigbügelstücke, Bronzeteile (davon drei vergoldet) und ein großer Bestand an Geschirrkeramik aus dem 12. Jahrhundert. Das Fehlen von Ofenkeramik und der geringe Bestand an Keramik des 13. Jahrhunderts deuten an, dass die Burg noch vor 1250 als Wohnplatz aufgegeben wird.

Mit der Gründung des Alt-Wielandstein entsteht am Hinteren Wielandstein eine kleine Anlage, nachweisbar durch Keramik der älteren gelben Drehscheibenkeramik. Mauerreste auf der Felsspitze (zwischen dem 1. und 2. Graben in der Abbildung oben) belegen einen kleinen Turm, am Fuß des Felsens ein kleineres Gebäude; Hinweise auf eine Befestigung fehlen. Der Turm diente als Aussichtswarte für Alt-Wielandstein, um den Zugang von der Alb, der vom Alt-Wielandstein aus nicht einsehbar ist, zu kontrollieren.

Über den Gründer der Burg ist nichts bekannt. Ob dieser den Namen Wieland trug und so der ersten Burg auf dem Felsgrat über dem Tobeltal den Namen gab, ist nicht belegbar (siehe oben). So ist es ein ungelöstes Rätsel, warum sich die Herren von Wielandstein nach dem „Wielandstein“ benannten, aber als Leitnamen nicht „Wieland“, sondern Berthold und Ulrich führten.

Mittlerer und Vorderer Wielandstein

Um 1250 wird der Hintere Wielandstein umgebaut, zeitgleich entstehen der Mittlere und der Vordere Wielandstein. Beide Anlagen sind um Felstürme herumgebaut. Auf dem Felsturm des Mittleren Wielandsteins wird aufgrund von Mauerresten ein Turm mit einer Grundfläche von 5 x 7,5 Metern vermutet. Vom Vorderen Wielandstein ist noch eine 3,8 Meter starke Schildmauer erhalten. Auf der Grundfläche dieser Burg von 21 x 21 Metern befand sich wahrscheinlich ein Fachwerkaufbau, der sich über die gesamte Grundfläche ausdehnte.

So entstanden auf den Felstürmen der Wielandsteine neue Burgen mit aufwendigen Mauerkonstruktionen. Dabei wurden die natürlichen Gegebenheiten der Felsen geschickt ausgenutzt. Die Architektur der drei Burgen war wesentlich aufwendiger als die der bescheidenen Vorgängeranlagen aus der Zeit um 1100. Sie entsprachen den damaligen Vorstellungen von wehrhaften Burgen und verfügten höchstwahrscheinlich auch über mehr Wohnkomfort. Dies zeigt auch der Größenvergleich dieser Anlagen: Der Vordere Wielandstein besaß eine nutzbare Grundfläche von etwa 440 Quadratmetern, der Alte Wielandstein lediglich etwa die Hälfte. Die Burg Alt-Wielandstein wurde – wahrscheinlich nach den Baumaßnahmen um 1250 – vollständig abgetragen. Damit standen auf den Wielandsteinen drei Burgen, die heute weitgehend durch hohe Bäume verdeckt werden.

Hinterer Wielandstein und Zwischen-Wielandstein

Der Hintere Wielandstein war vor dem Umbau von 1250 etwa 50 Meter lang und auch schmaler. Auf dieser Fläche standen zwei Fachwerkbauten. Keramikfunde belegen für beide Bauten mittelalterliche Küchenbetriebe. Beim Umbau des Hinteren Wielandsteins wurde die Grundfläche mit einem Kellergebäude erweitert und die Westseite durch einen Graben abgetrennt. Dadurch entstanden die Burgteile Hinterer Wielandstein und „Zwischen-Wielandstein“. Der Zwischen-Wielandstein diente nun als Vorfeld der Burg und wurde säuberlich abgeräumt. Das erklärt auch, warum auf dem Zwischen-Wielandstein keine Mauerreste festgestellt wurden. Am Hinteren Wielandstein gibt es keine Befunde zu Mauerteilen aus der Entstehungszeit. Daher ist denkbar, dass auf dem Zwischen-Wielandstein und dem Hinterem Wielandstein vor dem großen Umbau 1250 lediglich Fachwerkgebäude ohne Umfassungsmauern standen.

Das Ende der Wielandstein-Burgen

Um 1350 sind nur noch der Mittlere und Hintere Wielandstein, um 1450 nur noch der Hintere Wielandstein bewohnt. 1386 ging der Hintere Wielandstein in den Besitz der Württemberger Grafen über und wurde 1478 als einzige noch bewohnbare der ehemals vier Burgen der Adelsfamilie Schilling als freies Eigentum übergeben. Zu dieser Zeit waren bereits wesentliche Teile des Hinteren Wielandsteins nicht mehr bewohnbar, die Burg verfiel weiter. Im Bauernkrieg 1525 wurde sie verwüstet und danach nicht wieder aufgebaut. 1533 wurde das Lehen Wielandstein an die Gemeinde Oberlenningen verkauft. Der Hintere Wielandstein und der Wirtschaftshof der Burg wurden abgebrochen, die Hofgüter an Bauern verteilt.

Die Anlage am Hohgreutfels

Die kleine, von zwei Gräben gesicherte Anlage hat im Kernbereich eine Grundfläche von ungefähr 10 auf 10 Meter. Die Gräben sind wenig tief, die Wälle verschleift. An Siedlungsfunden liegen vor Schieferstücke und ein kleiner Keramikscherben der sandig-glimmerhaltigen Drehscheibenware. Die Anlage stammt demnach aus der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts. Diese merkwürdige Anlage auf dem Hohgreutfels war keine selbstständige Burg, sondern eine vorgeschobene Warte zum Wielandstein. Von hier aus konnte das von der Burg nicht einsehbare Gelände talaufwärts vom Dorf Lenningen und die Albhochfläche über der Burg eingesehen werden.




Warte auf dem Hohgreutfels, in: Die Kunst- und Altertums-Denkmale in Württemberg, 1924, Donaukreis, 2. Band, S. 148.

Sicherheitswarnung 2007 lösten anhaltende Regenfälle an der Bergseite des Wielandsteins einen Felssturz von etwa 50 m2 aus. In der Nacht vom 13. auf den 14. Januar 2015 gab es einen neuerlichen, diesmal großflächigen Felssturz bei dem sich rund ein Drittel des Felsmassivs löste, worauf der Zugang zur Burg sowie Wanderwege und alle Kletterrouten am Wielandstein gesperrt wurden.[ Die Sanierungsarbeiten dauern an bis geklärt ist, ob weitere Felsabgänge möglich sind. [Information auf der Internetseite Lenningen, abgerufen 07.03.2025]


GEO DATA Alt-Wielandstein:
Höhe über NN: 674 m
WGS84 (Grad Min Sek): N 48° 32′ 52“, E 9° 29′ 3“
WGS84 (GPS): N 48.547745, E 9.484032
GEO DATA Hinterer Wielandstein:
Höhe über NN: 674 m
WGS84 (Grad Min Sek): N 48° 32′ 51″, E 9° 28′ 55“
WGS84 (GPS): N 48.547495, E 9.481850
GEO DATA Hohgreutfels:
Höhe über NN: 739 m
WGS84 (Grad Min Sek): N 48° 32′ 46″, E 9° 29′ 24“
WGS84 (GPS): N 48.546192, E 9.489961
GEO DATA Mittlerer Wielandstein:
Höhe über NN: 674 m
WGS84 (Grad Min Sek): N 48° 32′ 52″, E 9° 29′ 6“
WGS84 (GPS): N 48.547760, E 9.484939
GEO DATA Vorderer Wielandstein:
Höhe über NN: 671 m
WGS84 (Grad Min Sek): N 48° 32′ 52″, E 9° 29′ 0“
WGS84 (GPS): N 48.547871, E 9.483391