Neueren Forschungen zufolge sind nahe bei den Burgstellen Mansberg, Tiefenbach und Bol Pingenfelder und Schlackenplätze vorhanden. Auf einer Karte der Umgebung von Dettingen erscheint in unmittelbarer Umgebung der Burgstellen Mansberg und Tiefenbach zweimal die Bezeichnung „Eisenwinkel“. Im Albvorland zwischen Weilheim an der Teck und Mössingen sind tausende von Schürfpingen und Schlackenhalden nachgewiesen, teilweise mit einem Durchmesser von 10 Metern und einer Tiefe von wenigen Metern. So erscheinen diese drei „Burgen“ im Zusammenhang mit der Eisenerzgewinnung im Albvorland in ganz anderem Licht. Die Landwirtschaft war hier nicht die Existenzgrundlage des „burgsässigen“ Adels, sondern diente zur Versorgung der im obertägigem Bergbau sowie in der Herstellung von Schmiedeeisen arbeitenden Menschen. Dabei handelte sich nicht um einfache Arbeiter, sondern um Spezialisten: Die schon seit Jahrhunderten bekannten Rennfeueröfen wurden optimiert und vergrößert und es wurden neue Verfahrenstechniken entwickelt.
Der Hochadel im Kirchheimer Raum, die Nellenburger und Zähringer, später die Herzöge von Teck, übten die Herrschaft über diesen lukrativen Bergbau aus. Eine kleinräumige Kontrolle der Montanreviere erfolgte durch Ministeriale vor Ort. Deren Burgen Mansberg, Tiefenbach und Bol waren demnach keine Ritterburgen, die zu Verteidigungszwecken erbaut wurden, sondern vermutlich Verwaltungsmittelpunkte der Bergbauaktivitäten. Durch Gräben und Wälle geschützt hoben sie sich deutlich von Bauernhöfen ab und waren als herrschaftliche Wohnsitze erkennbar. Gemeinsam ist allend dreien eine Entstehungszeit um die Mitte des 13. Jahrhunderts, das Verschwinden dieser Burgen im 14. Jahrhundert dürfte mit der Aufgabe lokaler Abbaufelder, deren Vorkommen erschöpft waren, zusammenhängen.
Die Burgstelle Mansberg befindet sich westlich von Dettingen am Rand der „Rauhen Wiesen“ an der Quellschlucht des Kegelsbachs. Das System von Gräben, Haupt- und vorgelagerten Wällen und die gegeneinander versetzten Durchlässe des Zugangs zur Hauptburg sowie die Fortsetzung des Schildwalls über die Kegelbachschlucht hinaus bilden umschließen eine rechteckige Hauptburg und eine dreieckige Voranlage. Auffällig ist das Fehlen von Mauern oder Resten davon. Die drei in der Nähe der Burg liegenden Teiche dienten vermutlich nicht nur als Fischgewässer, sondern auch zur Erzwäsche.
Ein Bertold von Mansberg („Bertoldus de Mannisperc“) wird 1287 erstmals urkundlich erwähnt. Die gleichnamige Burg entstand in der Mitte des 13. Jahrhunderts, belegt durch Keramikfunde der Wulstrand- Albware. Auf der Burg wurden zwei Wohngebäude nachgewiesen, die beide über Kachelöfen verfügten. Vielleicht lebten zeitweise zwei Familien des Geschlechts der Mansberger auf der Burg. Die Mansberger entstammten dem Dettinger Ortsadel und gehörten zum Dienstadel der Herzöge von der Teck.
Zur Burg Mansberg gehörte ein Herrschaftsbereich von 250 Hektar mit vier bis fünf Bauernhöfen. Trotz der beeindruckenden Wall- und Grabenanlagen, die Herrschaftlichkeit signalisieren, macht die Masse des Fundgutes einen eher ärmlichen Eindruck. So war der Besitz in Dettingen möglicherweise der bedeutendere Teil des Mansberger Vermögens.
Ein Burkhard von Mansberg diente als Hauptmann der Stadt Esslingen im Städtekrieg von 1388 und geriet durch die Niederlage der Reichstädte in Schwierigkeiten. Dies führte um 1400 zum Wegzug der Familie von Dettingen und zum Verkauf des dortigen Besitzes. Angehörige des bis 1536 bezeugten Geschlechts derer von Mansberg fanden ein Unterkommen auf den Burgen Wehrstein, Wasseneck bei Oberndorf und Obernau bei Rottenburg im Dienst der Habsburger.
Am Südrand der Ackerflächen auf dem Dettinger Käppele entspringt im Wald ein kleiner Zufluss des Tiefenbachs. Etwa 600 Meter bachabwärts befinden sich die großen Erdanlagen der einstigen Burg Tiefenbach. Schluchtartige Seitengewässer bilden einen natürlichen Burggraben. Das leicht ansteigende Gelände wird durch den tiefen Burggraben und einen vorgelegten Schildwall mit kleinem Vorgraben abgeschirmt. Weitere Befestigungsanlagen, vor allem Mauern, gab es vermutlich nicht.
Die Burg bestand lediglich aus Fachwerkgebäuden. Grundrisse von Gebäuden und die denkbare Sicherung der Anlage durch Palisaden kann nur mit Hilfe von archäologischen Methoden festgestellt werden. Die Keramikfunde belegen ein Wohngebäude mit Kachelofenheizung. Wenige Ziegelbruchstücke lassen vermuten, dass die Anlage über ein Ziegeldach verfügte. Entstanden ist die Burg in der 2. Hälfte des 13. Jahrhunderts, das Ende der Anlage erfolgte bereits vor der Mitte des 14. Jahrhunderts.
Erbauer war der Ritter Heinrich, genannt Kiver („Keiver“, Zänker). Die 1269 – 1403 belegten Kiver von Tiefenbach entstammten dem Dettinger Ortsadel. Sie waren Ministeriale der Herzöge von Teck und später im Dienst der Grafen von Württemberg. Zur Burg gehörten großzügige nahegelegene Rodungsflächen und im Tiefenbachtal sieben Hofstätten. Von einem großen Fischweiher, der wohl ebenso zur Erzwäsche diente, hat sich ein gewaltiger Staudamm ca. 400 m bachabwärts erhalten. Heutzutage führt eine Forststraße darüber. Der bisher bekannte landwirtschaftliche Besitz der Kiver von Tiefenbach erscheint durch die neuere Forschung im Zusammenhang mit der Eisenerzgewinnung im Albvorland in ganz anderem Licht.
Dem archäologisch ermittelten Ende der Burg scheint zu widersprechen, dass noch 1377 eine Belehnung durch den württembergischen Grafen Eberhard der Greiner an Johann von Hochdorf erfolgte: Tieffenbach die burg, lüt und guot, äcker und wisen, holtz und velde, besuohtz und unbesuhtz, genant oder vngenant, was überal zuo der vorgenannten bürg oder daran gehöret, alz daz Ruodolff der Kyfer bizher von uns ze lehen gehebt hat“ (Lehenbuch Graf Eberhard des Greiners, s. Anm.). Dabei ging es jedoch nicht um die abgegangene Burg, sondern um die „Zugehörde“, also um Erträge aus Gütern und Rechten und nicht um den Burgsitz.
Die Burg Bol lag nördlich vom Dettinger Käppele an der Spitze eines Geländesporns. Bei der Burg handelte es sich um eine Anlage mit Fachwerkbauten, ringförmig umschlossen von einem teilweise mäßig breiten und wenig tiefen Graben zur Hangseite, der an den anderen Seiten von durchaus beeindruckende Ausmaße annimmt. An der nördlichen und höchsten Stelle des Burghügels befindet sich eine Vertiefung, möglicherweise der Hinweis auf ein Gebäude. Steinerne Bauten jeglicher Art lassen sich jedoch nicht nachweisen. Eine steile Wegrampe führt talwärts zu zwei kleinen Seen, deren kaum 20 m lange und bis zu 2 m hohe Dämme im Gelände auszumachen sind.
Die Fundkeramik belegt die Entstehung der Burg nach der Mitte des 13. Jahrhunderts und das Ende der Anlage in der Mitte des 14. Jahrhunderts. Die Herren von Bol stammen wahrscheinlich von der seit 1237 bezeugten Adelsfamilie der Münche von Dettingen ab. Wohl der letzte Adelsherr von Bol, Ritter Johans (1334 – 53 genannt), wurde von den Grafen Rudolf und Hugo von Hohenberg 1341 mit einem Hof und dem dazugehörigen Kirchensatz belehnt. Seine mit Bernolt von Urach verheiratete Tochter vergab 1378 als Lehen an Heinz Billung von Dettingen was sie ze dem Bol geerbt hatte, es si an aekeren an wisen an bom garten [?] an holtz an felt mit aller zuo gehoerd. (HStA Stuttgart, WR 9790) Dieses eher bescheidene „Zugehör“ zeigt, dass Besitz und Einkünfte im Dorf Dettingen stets das bedeutendere Vermögen derer von Bol war.
Der Burghügel der Burgstelle Mansberg mit ihren beeindruckenden Erdwerken und Grabensystemen misst in der Länge 28-32 m und in der Breite 26-30 m. Im Lageplan der Burg aus dem Heimatbuch Dettingen von 1981 ist ein Bergfried eingezeichnet, der tatsächlich nicht existierte, da keinerlei Steinbauten nachgewiesen werden konnten. Die hier befindliche Mulde deutet wohl eher, wie in der westlich gelegenen Vorburg, auf den Keller eines Gebäudes hin.
Der Burghügel der Burgstelle Tiefenbach misst in der größten Länge 37 m und in der größten Breite 30 m, die Vorburg 25 m.
Der runde Burghügel der Burgstelle Bol misst im Durchmesser zwischen 13 und 15 m.
Christoph Bizer: Die Burgen der Gemeinde Dettingen unter Teck. Mit neuen Plänen und topographischen Geländemodellen, in: Dettingen unter Teck 1251-2001. Beiträge zur Ortsgeschichte, hg. von Christoph J. Drüppel im Auftrag der Gemeinde Dettingen unter Teck, 2001.
Lehenbuch: Eugen Schneider: Lehenbuch Graf Eberhard des Greiners von Württemerg, in: WVjH 1885, S. 143, Bl. 39b; diakritische Zeichen für a, o, u und v normalisiert nach ä, ö und ü. – HStA Stuttgart A 157 Lehensbuch A (im Zweiten Weltkrieg vernichtet).