Sulzburg

Die Geteilte: Burg Sulzburg

Westlich von Unterlenningen erhebt sich mitten im Tal ein länglicher hoher Hügel. Es handelt sich um einen erloschenen Schwäbischen Vulkan, bestehend aus witterungsbeständigem Vulkantuff. Südlich unter dem Hügel befindet sich ein sumpfähnliches Gebiet. Dies führte zu der ungewöhnlichen Namensgebung der dortigen Burg: „Sulzburg“ – Burg in morastigem Gelände.


Landesarchiv Baden-Württemberg – Abt. Hauptstaatsarchiv Stuttgart
H 107/7 Bd 5 Bl. 14 Bild 1

Die ursprüngliche Sulzburg ist heute noch erkennbar: Es handelte sich um eine kleine, nicht ganz rechteckige Anlage von 20 x 15 Metern. Der Zugang zur Burg erfolgte aus Südwest durch einen kleinen Torbau, auf der Ansicht im Kieserschen Forstlagerbuch von 1683 am Ende des sich bergwärts schlängelnden Weges gut zu erkennen. Die großzügige Erweiterung der Burg mit der 24 Meter langen und fast zwei Meter starken Schildmauer, in Kiesers Darstellung hinter dem nördlichen Burghaus verborgen, dürfte in die Zeit der Burgherren Speth von Sulzburg fallen. Bei den letzten größeren Veränderungen durch die Herren von Schilling wurden vermutlich die Gräben der Vorburg verfüllt und durch die Schildmauer ein Tor gebrochen, was einen bequemeren und weniger steilen Weg ins Tal ermöglichte. Das Bild aus dem Forstlagerbuch zeigt die zu dieser Zeit noch erhaltenen Burghäuser mit dem Torbau dazwischen, ein Speichergebäude aus der Vorburg und die nördliche Wegführung hinauf zum Burgtor in der Schildmauer.


Ansicht der Ruine Sulzburg vor der baulichen Sicherung 1966/67. Anonyme Aufnahme von 1921.

Wann Burg Sulzburg errichtet wurde, ist nicht bekannt. Die Gründer waren vermutlich Angehörige der seit 1257 urkundlich bezeugten Herren von Neidlingen. Zu diesem Adelsgeschlecht gehörten auch die Erbauer der 1292 urkundlich genannten Burg Randeck sowie der 1289 genannten Burg Lichteneck. Die Sulzburg dürfte als letzte Burg im Kirchheimer Raum um 1300 entstanden sein.

1335 ist die Anlage im Besitz der Herren von Neidlingen, die sich verpflichten „Unser Festi Sulzpurch“ nie gegen Württemberg einzusetzen, sondern den Grafen damit zu „warten“ und „beholfen“ zu sein.

Nach dem Tod des Heinrich von Neidlingen im Jahr 1344 wurde die Burg nach Streitigkeiten seiner vier erwachsenen Söhne um das Erbe geteilt. Je zwei erhielten eine Hälfte der Burg, wobei die Instandhaltung und Bewachung der Burg gemeinsame Angelegenheit blieb.

1370 gelangte durch Heirat der Agnes von Neidlingen, Enkelin eines dieser Besitzer, ein Anteil der Burg an den 1383 – 1417 genannten Funk Speth. Durch Zukauf wurde Funk Speth später Eigentümer der gesamten Burganlage. Sein Wappen mit Helm und kopfförmiger Helmzier ist heute noch als Pfeilerskulptur in der Marienkirche in Owen zu sehen. 1395 wurde Funk Speth mit der Burg belehnt. Die Burg blieb nun für lange Zeit als Lehen Württembergs im Besitz wechselnder Linien der „Speth von Sulzburg“. Bei einer weiteren Teilung der Burg unter Funk Speths Enkeln werden 1442 „vorderes“ und „hinteres Haus“ genannt. Dabei dürfte es sich um die beiden Wohnbauten der Kernburg handeln.

Ulrich Schilling von Cannstatt (gest. um 1553), der Anna Speth, Tochter des letzten Burgbesitzers geheiratet hatte, erwarb die Gutsherrschaft. Seine Bemühungen, den Besitz zu belehnen, scheiterten an Rechtsstreitigkeiten mit den Speth-Nachkommen.


Plan der Sulzburg, nicht eingezeichnet ist die in Resten noch erkenn- bare südliche Zwingermauer zwischen Vorburg und Spornspitze. Günter Schmitt 1991.

Im 30jährigen Krieg wurde die Burg geplündert und verwüstet. Danach wurde sie von Philipp Ludwig von Schilling, Urenkel des Ulrich von Schilling, zum Schloss umgebaut. Bis 1732 war die Anlage bewohnt, ab 1751 begann der Abbruch und Verkauf des Baumaterials. – 1966/67 erfolgte die Bestandsicherung der Ruine.