Hahnenkamm

Die Repräsentative: Burg Hahnenkamm

Die Burg Hahnenkamm, auch Bürgle genannt, befindet sich auf einem Bergkegel oberhalb von Bissingen. Die kleine und wenig wehrhafte Burg lag in Sichtweite der Burgen Teck und Diepoldsburg. Alle drei Burgen gehörten zum gleichen Herrschaftsbereich und ermöglichten einen lückenlosen Überblick über das Tal und weit in das Albvorland hinein. Keramikbruchstücke der frühen Albware sowie der älteren gelben Drehscheibenkeramik deuten auf eine Entstehung der Anlage in die 2. Hälfte des 11. Jahrhunderts hin.

Die Burg Hahnenkamm wurde Ende Oktober/Anfang November1078 im Investiturstreit zerstört, gleichzeitig mit der Stadt Weilheim und der Diepoldsburg. Dies belegt eine „keramische Lücke“, denn alle Warenarten von 1078 bis zur Neuerrichtung der Burg um 1250 fehlen. Erstmals urkundlich genannt wird Burg Hahnenkamm 1300 und 1301, als Herzog Hermann II. von Teck auf „Hannenkamp“ urkundete.

Burg Hahnenkamm war stets, auch schon zur Zeit der Nellenburger, eine zur Burg Teck gehörende Satellitenburg. Günter Schmitt definiert diese Burgenart als Schutzburg im näheren Bereich einer Stammburg des Hochadels mit rechtlicher Zuordnung. Meist waren es kleinere Wohnburgen von Ministerialen.

Burg Hahnenkamm war zeitweise von Mitgliedern der Herzogsfamilie bewohnt. Nachdem Herzog Hermann 1303 die ihm gehörende Hälfte der Teck verkauft hatte, wurde die Burg von den Dienstleuten der Tecker bewohnt. Rotbemalte schwäbische Feinware, eine Keramik aus einer Töpferei in Remshalden-Buoch, liegt in großer Anzahl vor und zeigt den gehobenen Lebensstil auf Burg Hahnenkamm. Dieselbe Keramik gehörte auf dem nicht weit entfernten Hohenstaufen zum Alltagsgeschirr.

Bei Beurkundungen auf Burg Hahnenkamm handelte es sich um einzelne Ereignisse, die zwar festliche Höhepunkte bildeten, aber nur gelegentlich stattfanden. Die Burg Teck war für solche Anlässe wesentlich besser geeignet, hier gab es Unterkünfte für eine größere Anzahl von Gästen mit Gefolge, Bewirtung im Pallas und Versorgung der Pferde. Diese logistischen Rahmenbedingungen herzustellen, war auf der kleinen Burg Hahnenkamm sicher nicht einfach und nur mit Hilfe von Zelten möglich.

Aus welchem Grund die Beurkundungen von 1300 und 1301 nicht auf der Teck stattfanden, bleibt unklar. Vielleicht wurde aufgrund von allerlei Befindlichkeiten ein „neutraler“ Ort gewählt, ging es doch um Abmachungen mit dem Kloster Bebenhausen, der Stadt Oberndorf und dem Frauenkloster Kirchheim.

1364 wird die Burg noch einmal erwähnt, durch eine Stiftung in der Bissinger Michaelskirche „bei der Burg Hahnenkamm“. Das württembergische Lagerbuch (= Steuerliste) von 1513 nennt Abgaben der Gemeinde Bissingen „uß dem Hahnenkamm“ in Höhe von 10 Pfund Heller. Diese Formulierung sagt aus, dass die Burg zu diesem Zeitpunkt nicht mehr bestand.

Burg Hahnenkamm existiert heute nur noch bedingt. Die Außenmauern der Anlage wurden großzügig bis auf fast 2 Meter Höhe wieder aufgebaut. Von Palas, Bergfried und sonstigen Einrichtungen fehlt jede Spur. Der Graben ist nur noch in den Grundzügen zu erkennen.