Kirchheimer Tor mit Stadtgraben

Kirchheimer Tor mit Stadtgraben
Marktstraße/Steingaustraße
 
1803 wird das Kirchheimer Tor an den Schreiner Johannes Heim verkauft, der sich über dem Tor eine Wohnung einrichten will. Im Kaufbuch wird die Kaufsumme als entrichtet vermerkt: „100 Gulden Baar Geldt“. Als der Schreiner 1815 stirbt, stellt sich bei der Aufnahme des Nachlasses heraus, dass er den Kaufpreis nie bezahlt hat.
Die Witwe erbt die Schulden Heims, kann aber nicht bezahlen. Auf ihr neu erbautes Haus im Graben wird am 7. Oktober 1816 eine Hypothek von 400 Gulden im Unterpfandsbuch eingetragen. Der Eintrag beginnt mit den Worten: „Da nun der Thurm abgebrochen worden ist, und sie dagegen ein neues Haus erbaut hat, sie aber obige 100 fl. derzeit nicht bezahlen kann …“
Das Kirchheimer Tor wurde demnach bereits um 1815/16 abgebrochen, wie aus dem Unterpfandsbuch im Stadtarchiv Owen hervorgeht. Davon, wie es ausgesehen haben könnte, gibt die Gegenüberstellung der nachkolorierten Abbildung in Kiesers Forstkarte von 1863 und die Aufnahme des alten Stadttors von Lauda aus dem Jahr 1960 [Landesarchiv Baden-Wuerttemberg, Staatsarchiv Freiburg W 134 Nr. 061404a, Ausschnitt] eine ungefähre Vorstellung.
In seiner ursprünglichen Form war der Stadtgraben 5 m tief, oben 25 m und in der Sohle immer noch 9 m breit, wie der Ortshistoriker Rudolf Locher feststellte. Westlich der Grabenbrücke zeigt sich der Stadtgraben weit ausladend, dagegen ist die Grabenbrücke selbst von Osten gesehen kaum als Brücke zu erkennen. Sie zeigt sich als eine graue Mauer, gegliedert durch zwei massive Pfeiler.
In den Bürgermeisterrechnungen werden für die Grabenbrücke immer wieder Reparaturen abgerechnet, so z. B. 1693/94, als sie zu einem großen Teil eingefallen war und die Gewölbe „de novo“ und mit einem „bockhgeställ“ [= Gewölbelehre] wieder aufgemauert wurde. Der letzte Einsturz in ihrer langen Geschichte geschah 1945, als sie unter einem amerikanischen Sherman-Panzer einbrach, was zu ihrem heutigen Aussehen führte.
Beim Wiederaufbau der Grabenbruck wurde der Kriegsschutt auf der Westseite zu einer Böschung aufgeschüttet, die so von der Westseite her geschlossenen Gewölbe wurden verfüllt und auf der Ostseite zugemauert. Das stadtseitige Joch wurde mit einem zusätzlichen, mehr schlecht als recht aufgemauerten Pfeiler aus Spolien gestützt, eine Lichtnische, wohl aus dem Kellereingang eines zerstörten Hauses stammend, ist Füllmaterial. Nur mit einem geübten Auge erkennt man aus dem Graben heraus, dass die Grabenbrücke einmal zwei Joche hatte, was sich angesichts der Grabenbreite von 25 m von selbst versteht.